Ach, so ist das! Wingenfeld war’s, nicht der OB

Testimonial – Meinung der Privatperson Dr. Wingenfeld

Wie eigentlich wurde die Kleine Anfrage „Werbeauftritt für die Mediengruppe Parzeller beantwortet“? Unten finden Sie die Antwort des Fuldaer Oberbürgermeisters im Wortlaut. Ein Kommentar erübrigt sich, war die in der Anzeige* zitierte Äußerung doch laut des Schreibens vom 31.08.2016 ein „Testimonial“ der Privatperson Dr. Heiko Wingenfeld. Das liegt nicht nahe, ist das Statement in der Anzeige doch unterlegt mit „Dr. Heiko Wingenfeld Oberbürgermeister der Stadt Fulda“. Zudem werden mit dem selben Foto an anderen Stellen Berichte über den Fuldaer Oberbürgermeister illustriert.

Ute Riebold

* die Anzeige ist erschienen in den Printmedien
Fuldaer Zeitung, Fr 29.07.2016, S. 19, Lokales Fulda
Hünfelder Zeitung, Fr 29.07.2016, S. 20, Lokales Hünfeld
Kinzigtal Nachrichten, Fr 29.07.2016, S. 16, Lokales Kinzigtal
Schlitzer Bote, Fr 29.07.2016, S. 18, Lokales Schlitz
MK / Marktkorb (Nord + Süd), Mi 03.08.2016, S. 20, Mobil
VB / Wochenbote Vogelsberg, Mi 03.08.2016, S. 18, Mobil

Hier geht’s zur Pressemittelung „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Herr Dr.Wingenfeld!
Anfrage+Antwort als PDF
Hier der Wortlaut der OB-Antwort auf die Kleine Anfrage von Ute Riebold:

Fulda, 31.08.2016
Ihre Kleine Anfrage vom 29.07.2016-
,,Werbeauftritt für die Mediengruppe Parzeller“

Sehr geehrte Frau Riebold,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Nachfolgend darf ich Ihnen zu Ihren Fragen die Antworten übermitteln.

1. Frage: Wie verträgt sich Ihr Werbeauftritt mit Ihren Aufgaben als
Oberbürgermeister und damit, dass Sie die Stadt Fulda repräsentieren?

Antwort: Bei den Aussagen für die Kampagne der ,,Fuldaer Zeitung“ handelt es
nicht um ein Statement Dr. Wingenfelds in der Funktion als Oberbürgermeister
der Stadt Fulda, sondern – wie bei solchen Testimonials üblich – um eine
Meinung der Privatperson Dr. Wingenfeld. Im Übrigen haben auch andere
Amtsträger wie die Landräte Manfred Görig (Vogelsbergkreis), Erich Pipa (Main-
Kinzig-Kreis) und Bernd Woide (Kreis Fulda) bereits lange vor Dr. Wingenfeld mit
ähnlichen Aussagen an der Kampagne des Verlags Parzeller teilgenommen, ohne
dass dies vergleichbare Reaktionen hervorgerufen hätte.

2. Frage: Mit welchen Betrag wurde Ihr Engagement honoriert?

Antwort: Die Meinungsäußerung für die Fuldaer Zeitung ist selbstverständlich
nicht honoriert worden. Und selbst wenn ein Honorar gezahlt worden wäre, hätte
der OB und das wissen Sie als langjährige Mandatsträgerin in städtischen
Gremien sicher – das Honorar zugunsten der Stadt abgeben müssen.

3. Frage: Sie betonen, dass die Zeitung seit mehr als 140 Jahren (gegründet I874)
,,das Zeitgeschehen aus authentisch Fuldaer Perspektive heraus widerspiegelt“.
Das beinhaltet auch das unrühmliche Wirken der FZ in den 12 Jahren Herrschaft
des Naziterrors, das im Zeitraum von 1945 bis 1951 ein Erscheinungsverbot
nach sich zog. Halten Sie vor diesem Hintergrund Ihre Aussage auch für zynisch?

Antwort: Zunächst einmal muss sich das Wort ,,seit“ grammatikalisch nicht
zwangsläufig auf die komplette Zeitspanne (in diesem Fall: I874 bis heute)
beziehen, sondern kann auch den Startpunkt als Beginn einer Entwicklung mit
Unterbrechungen meinen. Wenn ein Historiker beispielsweise mit Blick auf die
Revolution von I848/49 und das Paulskirchen-Parlament von einer ,,fast 17O-
jährigen parlamentarischen Tradition“ in Deutschland spricht, dann subsumiert
er darunter sicher nicht die autoritären oder diktatorischen Abschnitte der
jüngeren deutschen Historie.
Inhaltlich und personell hatte die Fuldaer Zeitung der unrühmlichen Jahre 1935
(nach der endgültigen Gleichschaltung und Zensur) bis I945 in der Tat wenig mit
dem Blatt davor zu tun. Die führenden Köpfe der noch in der Zeit der Weimarer
Republik stark katholisch geprägten Redaktion wie Chefredakteur Dr. Johannes
Kramer waren vor der Gleichschaltung des Verlags mundtot gemacht worden, mussten persönlich Repressalien erdulden und den Verlag verlassen; die
Redaktionsräume der FZ waren im Dezember 1933 verwüstet worden.
Dr. Kramer und einige seine Kollegen hatten seit den späten 2Oer Jahren aus
ihrer katholischen Überzeugung heraus immer wieder mutig und pointiert
Stellung gegen den aufkommenden Nationalsozialismus und das seit 1933
regierende Regime bezogen, Auf diese Haltung in schwieriger Zeit kann die FZ
auch heute noch ein wenig stolz sein, auch wenn gegen die unter dem Druck der
Zensur ab 1935 auf NS-Linie gebrachte Zeitung nach dem Krieg völlig zu Recht
das Erscheinungsverbot ( 1945-51) verhängt wurde.

4. Frage: Sie sprechen in Ihrer Anzeige sowohl Leser als auch Bürger an. Warum
richten Sie Ihre Erklärung nicht auch an Leserinnen und Bürgerinnen?

Antwort: Gemeint waren natürlich alle Bürgerinnen und Bürger beziehungsweise
Leserinnen und Leser. Der OB räumt diesen Fauxpas ein und gelobt in Sachen
gendergerechte Sprache Besserung.

Mit Dank für Ihr Interesse verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

Dr. Heiko Wingenfeld
Oberbürgermeister

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